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33 Jahre Integrationsfachdienst

vom 27. Juni 2023

Zahlreiche Gäste aus Wirtschaft, Schwerbehindertenvertretungen, Arbeitsagentur, Jobcenter und dem gemeindepsychiatrischen Verbund waren der Einladung des Integrationsfachdienstes (IFD) des Diakonischen Werkes an der Dill gefolgt. Anlass war die Etablierung des IFD im nördlichen Lahn-Dill-Kreis vor 33 Jahren. Mitgründer war damals Stephan Aurand, amtierender Sozialdezernent des LDK, und seinerzeit Sozialarbeiter beim Diakonischen Werk. Er brachte seine Erfahrungen aus Rheinland-Pfalz mit, wo er bereits einen IFD mit aufgebaut hatte. So berichtete er in seinem Grußwort von den Anfängen, den Veränderungen und wagte den Blick in die Zukunft.  „Die demografische Entwicklung wird für Menschen mit einer Schwerbehinderung in den nächsten zehn Jahren neue Chancen bringen, auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.“ prophezeite er. Dem IFD käme dabei eine wichtige Rolle zu, denn ohne Begleitung würde dies nicht gelingen. Der Lahn-Dill-Kreis, so hob er hervor, schätze das besondere Engagement und die Leistung des IFD.

Stefan Aurand

Dem schloss sich Thomas Lambert, Regionalmanager u.a. für den Lahn-Dill-Kreis, vom hessischen Integrationsamt an. Für ihn ist der Lahn-Dill-Kreis ein Vorzeigelandkreis, wenn es um die Integration von Menschen mit Behinderung in Arbeit geht. „Hier ist eine besondere Art des Umgangs- rau, aber man bekommt unterm Strich immer gute Ergebnisse.“ ist seine Erfahrung.

Er berichtete von den ersten Projekten in den 70ger Jahren, deren Ergebnisse 1986 in das Schwerbehindertenrecht einflossen und die neue grundlegende Einstellung gegenüber den Betroffenen durch die Einführung des SGB IX im Jahre 2001. Der Tenor ging weg von der Fürsorge hin zur selbständigen Teilhabe. Ab da sprach man nicht mehr von schwerbehinderten Menschen, sondern von Menschen mit einer Schwerbehinderung. Im Fokus stand jetzt der Betroffene mit seinen Wünschen und Bedürfnissen.

2006 wurde die UN-Behindertenrechtskonvention verabschiedet. Kernaussage sei der volle und gleichberechtigte Genuss aller Menschenrechte und Grundfreiheiten für alle Menschen mit Behinderungen. Deutschland habe die Konventionen im Jahre 2008 ratifiziert. Die Realität sehe jedoch anders aus und es sei noch ein weiter Weg, bis diese Ziele erreicht seien, resümierte er.

Thomas Lambert

Hauptreferent war Jürgen Länge aus München, ein international anerkannter Experte zum Thema „Professionelle Arbeitsplatzakquisition“ und dem IFD-Team aus vorangegangenen Schulungen bestens bekannt. Auch er wagte eine Zeitreise und hob die Bedeutung des IFD für den Erfolg der Integration in den ersten Arbeitsmarkt hervor. Beispielhaft nannte er die Aussage einer Klientin, die den IFD folgendermaßen beschreibt: „ein Dienst, der mich mit seiner Unterstützung, seinem Engagement und Fachwissen sowie dem Vertrauen in mich und der Kenntnis meiner Geschichte optimal unterstützt.“ Andere beschreiben die Aufgaben des IFD als Brückenbauer, Chancengeber, Berater, Moderator, Prozessbegleiter..

Auf jeden Fall sei der persönliche Kontakt von großer Bedeutung. Das gelte sowohl in Bezug auf die Klienten als auch auf die Arbeitgeber. Auf die letzteren bezogen stellte er die Frage nach dem Mehrwert für Arbeitgeber durch die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung.

Am Beispiel der Personalakquise unterschied er zwischen den harten Nutzen (Leistung, Sicherheit, Finanzen) und den weichen Nutzen (Außenwirkung, betrieblicher Nutzen, persönlicher Nutzen für den Entscheider). Hier gehe es hauptsächlich um die Frage, ob ein Arbeitnehmer/ eine Arbeitnehmerin in den Betrieb passt – und dass unabhängig davon, ob er eine Schwerbehinderung hat oder nicht. Die weichen Faktoren könne man nicht planen, aber man könne die Chancen ergreifen im Kontakt, im Gespräch und in der Begegnung mit den MitarbeiterInnen und den ArbeitgeberInnen. Mit den harten Faktoren könne man argumentieren, aber bei den weichen fielen die Entscheidungen.

Abschließend stellte er noch die drei Felder der „IN-Kontakt-Methode“ vor, die er in seinen Workshops vermittelt. Das erste Feld ist die Haltung, die man dem Gegenüber einnimmt und das von einem wertschätzenden Verhalten gegenüber allen Parteien geprägt sein sollte. Das zweite Feld ist die Strategie, die darauf zielt, Lösungen für alle Beteiligten zu finden und das dritte Feld ist das nötige Handwerkszeug. Als Beispiel nannte er hier die „Einwandbehandlung“, d.h. auf Einwände wird nicht geantwortet, sondern man stellt eine Vertiefungsfrage. Dadurch gerät das Gegenüber nicht in Rechtfertigungszwang und man befindet sich auf dem Weg zu einer Lösung.

Jürgen Länge

Karl Müßener, Leiter des Diakonischen Werkes, dankte den Kooperationspartnern wie der Arbeitsagentur, dem Jobcenter, dem Integrationsamt, den Sozialverbänden, den niedergelassenen Ärzten und dem Werksarztzentrum für die gute Zusammenarbeit. In den 33 Jahren habe es viele Veränderungen gegeben, Projekte seien dazugekommen und neue Aufgaben und Arbeitsfelder haben sich erschlossen. Als Beispiel nannte er die jüngsten Bereiche, die EAA (Einheitliche Ansprechpartner für Arbeitgeber) und die Anerkennung für Beratung von hörbeeinträchtigten Menschen. Man sei stets offen für weitere Aufgaben innerhalb des IFD, denn die Angebote aus einer Hand seien der Schlüssel zum Erfolg. Besonders dankte er den Mitarbeiterinnen vom IFD. Die Teamleiterin, Katja Flick, ist bereits seit 29 Jahren in diesem Bereich tätig. Weiter gehören dazu Petra Ewerling (HePAS) Christina Helsper (Beraterin für hörbeeinträchtigte Menschen) und Monika Mundt (EAA).

von links: Petra Ewerling, Monika Mundt, Christina Helsper, Katja Flick

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